Die Spuren des Wolfenbütteler Gartenbaus reichen bis ins 16. Jahrhundert. Das Land rings um die Festung Wolfenbüttel war im Besitz des Herzogs. Auch die Stadt entstand auf fürstlichem Grund.
Als Zeichen der Dankbarkeit verlieh der Herzog sein Land an Hofbeamte und wohlhabende Bürger. Sie erwarben einen Erbenzinsbrief und entrichteten ihm jedes Jahr einen geringen Betrag. Im Gegenzug waren sie verpflichtet, sein Land zu bewirtschaften und zu verbessern. Die Bürger legten Lustgärten an, die von Gartenknechten betreut wurden.
Einen Überblick über Größe und Verteilung des Gartenlandes vermittelt die Karte von Ludwig August Faber aus dem Jahr 1741. Sie zeigt die drei Gartenbezirke vor den Toren der Stadt: vor dem Herzogtor, dem Harztor und dem Augusttor. Sie sind in einzelne Grundstücksparzellen aufgeteilt und nummeriert.
Als der Herzog 1753 bis 1754 seine Residenz nach Braunschweig verlegte, folgten ihm viele seiner Beamten mit ihren Familien. Die Bediensteten, die zurückblieben, sowie die Gartenknechte übernahmen nun die Gärten. So etablierte sich der Gärtnerberuf in Wolfenbüttel, der hier traditionell mit dem Gemüseanbau verbunden ist.
Ab 1772 wurden auch die sogenannten Vorwerke aufgelöst und das Land für den Gemüseanbau genutzt. Allerdings konnte die Mehrzahl der Gärtner erst im 19. Jahrhundert das Land kaufen und als Eigentümer bewirtschaften. 1872 erwarb eine Gemeinschaft von Gärtnerinnen und Gärtnern auch das Gut Rotenhof.
In den 1950er Jahren wurde Wolfenbüttel zum größten Gemüseanbaugebiet Niedersachsens. In der Folgezeit ging die Zahl der Gartenbaubetriebe stark zurück. Ein Grund war die Konkurrenz aus klimabegünstigten Anbaugebieten; ein anderer, dass die kleinen, verstreut liegenden Parzellen nicht mehr wirtschaftlich zu nutzen waren. Außerdem fehlte der gärtnerische Nachwuchs, da viele Gärtnerkinder andere Berufe wählten. Gleichzeitig stieg die Baulandnachfrage im Stadtgebiet. Heute produzieren in Wolfenbüttel noch drei Betriebe Gemüse.